„Bestattung und Glaube“ Teil 2: Judentum | Hinduismus | Buddhismus
Im ersten Teil unserer Artikel-Serie haben wir die Bestattungstraditionen im Christentum und im Islam beleuchtet. Im zweiten Teil widmen wir uns nun dem Judentum, dem Hinduismus und dem Buddhismus.
Im dritten Teil, der im nächsten Monat folgt, werden wir uns mit den Praktiken kleinerer Religionsgemeinschaften wie dem Sikhismus und den Bahá'í beschäftigen. Außerdem werfen wir einen Blick auf nichtreligiöse Bestattungsformen.
Judentum
Vorbereitung des Verstorbenen
Die Vorbereitung des Verstorbenen gilt im Judentum als heilige Pflicht und wird von der Chewra Kadischa, der „Heiligen Bruderschaft“, durchgeführt. Diese Gruppe von ausgebildeten Freiwilligen führt die rituelle Reinigung (Tahara) mit großer Würde und Respekt durch. Während des gesamten Prozesses wird der Verstorbene nie allein gelassen – eine Tradition, bei der Gebete gesprochen werden, um die Seele auf ihrem Weg zu begleiten.
Nach der Tahara wird der Verstorbene in einfache weiße Leinenkleider (Tachrichim) gehüllt. Diese sind für alle Juden gleich, ob arm oder reich, denn materielle Unterschiede spielen vor Gott keine Rolle. Bei Männern kommt oft noch der Gebetsschal (Tallit) dazu, bei dem ein Faden abgeschnitten wird, um zu zeigen, dass der Verstorbene nicht mehr den Geboten des irdischen Lebens unterworfen ist. In vielen jüdischen Traditionen wird der Verstorbene in einen einfachen Sarg aus unbehandeltem Holz ohne Metallbeschläge gelegt, während in Israel die Bestattung häufig ganz ohne Sarg erfolgt.
Bestattungsform
Im Judentum ist ausschließlich die Erdbestattung erlaubt, da der Glaube besteht, dass der Körper wieder zu Staub wird. In der Tora heißt es dazu: „Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück“ (Genesis 3:19). Feuerbestattungen werden im Judentum traditionell abgelehnt, da der Körper nach religiösem Verständnis als heilig gilt und nicht willentlich zerstört werden darf. Diese Haltung wurde durch die Erfahrung des Holocaust noch verstärkt.
Ein jüdisches Begräbnis sollte so schnell wie möglich stattfinden, im Idealfall noch am Todestag, spätestens aber am darauffolgenden Tag. (In Deutschland ist eine so kurzfristige Bestattung aufgrund gesetzlicher Bestimmungen – wie der 48-Stunden-Frist zwischen Tod und Bestattung – in der Regel nicht möglich.) Ausnahmen werden nur am Sabbat oder an hohen Feiertagen gemacht. Die Trauerfeier ist schlicht und würdevoll mit Gebeten, Psalmen und einer Hesped (Trauerrede), in der das Leben und die guten Taten des Verstorbenen gewürdigt werden.
Eine Besonderheit jüdischer Bestattungen ist der Verzicht auf Blumenschmuck. Stattdessen legen die Trauernden Steine auf das Grab. Sie symbolisieren die Dauerhaftigkeit der Erinnerung im Gegensatz zur Vergänglichkeit der Blumen. Gleichzeitig erinnern sie an die alten Grabmarkierungen in der Wüste. Nach dem Begräbnis beginnt die siebentägige Trauerzeit (Schiva), in der die Angehörigen zu Hause bleiben und von der Gemeinschaft besucht werden, um ihnen Trost zu spenden.
Hinduismus
Vorbereitung des Verstorbenen
Im Hinduismus wird der Tod nicht als Ende, sondern als Übergang der Seele in eine neue Daseinsform betrachtet. Die Totenfürsorge ist von großer symbolischer Bedeutung und folgt alten Traditionen, die den Übergang der Seele (Atman) erleichtern sollen. Der Leichnam wird rituell gereinigt, wobei (wenn möglich) das als heilig geltende Wasser des Ganges verwendet wird. Anschließend wird der Verstorbene in frische Kleider gehüllt – weiße Kleider für die meisten Menschen, bunte Kleider für verheiratete Frauen.
Der Verstorbene wird mit Duftölen, Sandelholzpaste und Blumen geschmückt. Auf die Stirn wird häufig ein Tilak-Zeichen (Farbsymbol) entsprechend der Familientradition aufgetragen. Während der gesamten Vorbereitungszeit werden Mantras rezitiert und Rituale durchgeführt, die der Seele helfen sollen, sich vom Körper zu lösen. Eine Besonderheit ist die Gabe von Wasser und Reis in den Mund des Verstorbenen. Dies ist die letzte Nahrung für die Reise ins Jenseits.
Bestattungsform
Die Feuerbestattung (Antyesti) ist im Hinduismus die bevorzugte Bestattungsform für Erwachsene. Das Feuer gilt als Bote zwischen der materiellen und der spirituellen Welt und hilft der Seele, sich vom Körper zu lösen. Traditionell wird in Indien der Leichnam auf einem Scheiterhaufen verbrannt, wobei der älteste Sohn oder ein anderes enges männliches Familienmitglied das Feuer entzündet.
In Deutschland wird dieser Ritus durch die Einäscherung im Krematorium ersetzt, begleitet von hinduistischen Priestern (Pandits) oder Familienältesten, die entsprechende Gebete und Mantras sprechen. Nach der Einäscherung wird die Asche gesammelt, um sie später (wenn möglich), in einen heiligen Fluss Indiens zu streuen – idealerweise den Ganges. Da dies nicht immer möglich ist, haben einige Kommunen in Deutschland Vereinbarungen mit Krematorien getroffen, die es ermöglichen, die Asche den Angehörigen zur Aufbewahrung oder späteren Überführung nach Indien auszuhändigen. Alternativ werden besondere Zeremonien an deutschen Flüssen durchgeführt oder die Asche wird in der Nordsee verstreut.
Eine wichtige Ausnahme bilden Kinder, Heilige und an bestimmten Krankheiten Verstorbene, die traditionell bestattet werden. Kinder, die vor dem Zahndurchbruch sterben, werden direkt bestattet, da ihre Seelen als rein gelten und keiner Reinigung durch das Feuer bedürfen.
Nach der Bestattung folgt eine Trauerzeit von bis zu 13 Tagen mit speziellen Ritualen und Zeremonien, die von der Familie des Verstorbenen durchgeführt werden, um der Seele zu helfen, ihren Weg zu finden.
Buddhismus
Vorbereitung des Verstorbenen
Im Buddhismus wird der Tod als Teil des Kreislaufs von Geburt, Tod und Wiedergeburt (Samsara) betrachtet. Die Praktiken rund um den Tod zielen darauf ab, dem Verstorbenen einen friedvollen Übergang ins nächste Leben zu ermöglichen. Die Vorbereitung des Leichnams beginnt mit einer sanften Waschung. Der Verstorbene wird in schlichte, meist helle Kleidung gehüllt, wobei in vielen Traditionen die Farbe Weiß als Symbol der Reinheit bevorzugt wird.
Eine Besonderheit des Buddhismus ist die große Bedeutung, die dem Geisteszustand im Augenblick des Todes und unmittelbar danach beigemessen wird. Man glaubt, dass die Seele bis zu 49 Tage in einem Zwischenzustand (Bardo) verweilt, bevor sie wiedergeboren wird. Deshalb werden meditative Rituale durchgeführt, bei denen Mönche oder erfahrene Praktizierende den Sterbenden und später den Verstorbenen mit Gebeten und Mantras begleiten. Bei den tibetischen Buddhisten wird aus dem Bardo Thödol (dem „tibetischen Totenbuch“) vorgelesen, um die Seele durch den Übergang zu leiten.
Bestattungsform
Der Buddhismus zeigt sich hinsichtlich der Bestattungsformen flexibel. Sowohl Erd- als auch Feuerbestattungen sind üblich, wobei die Wahl oft von der kulturellen Herkunft und der spezifischen buddhistischen Schule abhängt. In der tibetischen Tradition sind auch Himmelsbestattungen verbreitet, bei denen der Körper den Vögeln überlassen wird – ein Brauch, der die Vergänglichkeit des Körpers und die letzte Hingabe an andere Lebewesen symbolisiert. In Thailand, Japan und anderen Ländern mit starker buddhistischer Tradition überwiegt dagegen die Feuerbestattung.
In Deutschland entscheiden sich buddhistische Gemeinschaften in der Regel für eine Feuerbestattung. Die Zeremonie ist geprägt von Gebeten, Meditationen und der Rezitation heiliger Texte. Häufig werden Räucherwerk, Kerzen und Blumen als Opfergaben dargebracht. Ein zentrales Element ist die Ruhe und Achtsamkeit während der Zeremonie, die die Konzentration auf den gegenwärtigen Moment fördern und den Verstorbenen auf seinem Weg unterstützen soll.
Nach der Einäscherung wird die Asche meist in einer Urne aufbewahrt oder in der Natur verstreut. Einige Buddhisten bevorzugen eine Bestattung in speziellen buddhistischen Gärten oder in der Nähe von Tempeln. In Deutschland gibt es inzwischen einige buddhistische Bestattungsgärten, die diese Tradition ermöglichen. Die Gedenkfeiern erstrecken sich oft über mehrere Wochen, mit besonderen Zeremonien am 7., 21., 49. und 100. Tag nach dem Tod.
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