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Letzter Wunsch: Weiterleben als KI

Die eigene Persönlichkeit und Erinnerungen über den Tod hinaus zu bewahren und sogar eine Unterhaltung quasi aus Jenseits zuführen, ist seit der rasanten KI-Entwicklung längst kein Science Fiction mehr.

Auch der schwer an Darmkrebs erkrankte Berliner Geschäftsmann und Start-up-Investor Michael Bommer möchte mit Hilfe künstlicher Intelligenz „weiterleben“, um nach seinem Tod weiterhin für seine Familie da sein zu können.

Mit Unterstützung des amerikanischen Start-ups Eternos hat Michael Bommer seinen digitalen Zwilling „trainiert“. Dazu beantwortete er Fragen zu seinem Leben und zeichnete seine Stimme, sein Wissen und seine Erinnerungen auf. Das Ergebnis ist verblüffend: Die KI spricht mit Bommers Stimme, verwendet seine typische Sprechweise und teilt seine Werte und Ansichten. Für seine Frau Annet hat die Vorstellung, auch nach dem Tod ihres Mannes mit ihm kommunizieren zu können, etwas Tröstliches. Sie glaubt, dass diese Möglichkeit ihr helfen könnte, mit der fehlenden körperlichen Nähe und der Einsamkeit umzugehen.

Derzeit ist Bommers digitaler Zwilling vor allem ein Sprachmodell. Doch die Möglichkeiten gehen noch weiter: In Zukunft könnte „seine“ KI auch als visueller Avatar existieren – also als computeranimierte Figur, die das Aussehen und die Bewegungen der realen Person nachahmt und so auf dem Bildschirm präsent ist.    

Die Vorstellung, das Wesen eines geliebten Menschen in einer KI zu konservieren, ist faszinierend und sicherlich für viele Menschen verlockend. Sie wirft aber auch ethische Fragen auf: Kann eine KI wirklich die Komplexität und Einzigartigkeit einer menschlichen Persönlichkeit abbilden? Werden Trauernde künftig in eine digitale Scheinwelt flüchten, statt den Verlust zu verarbeiten? Experten sehen durchaus die Möglichkeit, dass sich der Trauerprozess durch den Einsatz von KI verändern könnte. Es besteht die Gefahr, dass Trauernde den Verlust nicht akzeptieren, sondern den Verstorbenen mit Hilfe der Technik wie selbstverständlich weiter in ihr Leben integrieren.

Die Geschichte von Michael Bommer berührt und macht nachdenklich. Sie zeigt, wie weit die technischen Möglichkeiten inzwischen in sehr persönliche Lebensbereiche wie Sterben, Tod und Trauer vordringen. Die Frage, ob die Vorstellung, als KI weiterzuleben, für die Hinterbliebenen tatsächlich ein Trost ist oder einfach nur die Realität verzerrt, lässt sich (noch) nicht beantworten. Michael Bommer jedenfalls geht mit dem guten Gefühl, seine Angehörigen nicht ganz allein zu lassen – und das ist für ihn das Wichtigste.

Ein ausführliches Interview mit Michael Bommer finden Sie hier.

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