Podcast-Tipp: Das trauernde Gehirn
Bestatterinnen und Bestatter wissen, wie tief und anhaltend der Schmerz der Angehörigen über den Verlust eines geliebten Menschen sein kann. Doch was genau passiert in unserem Kopf, wenn wir trauern? In der Podcast-Folge „Trauer: Wie das Gehirn mit dem Tod umgeht“ von Spektrum der Wissenschaft erklärt die US-Psychologin Mary Frances O’Connor, wie sich der Verlust auf das menschliche Gehirn und seine neuronalen Bahnen auswirkt. Als erste Wissenschaftlerin hat sie eine Neuroimaging-Studie durchgeführt, um das trauernde Gehirn mit bildgebenden Verfahren wie der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) genauer zu untersuchen. So wurde sichtbar, welche Hirnareale aktiv sind, wenn Menschen an ihre verstorbenen Angehörigen denken oder mit Bildern und Wörtern konfrontiert werden, die mit dem Verstorbenen in Verbindung gebracht werden.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Menschen, die uns zu Lebzeiten nahestanden, prägen unser Denken noch lange nach ihrem Tod. Sie hinterlassen buchstäblich Spuren in unseren Köpfen. Das Gehirn reagiert auf den Verlust mit einem komplexen Zusammenspiel von Erinnerungen und emotionalem Schmerz. Dazu gehört auch die Annahme, dass die verstorbene Person jederzeit wieder auftauchen könnte: „Das Gehirn ist eine Prognose-Maschine“, sagt O’Connor. „Und wenn zum Beispiel die Ehepartnerin jetzt an vielen, vielen Tagen zum Abendessen durch die Tür gekommen ist, dann rechnet das Gehirn weiterhin damit, dass das passiert.“ Diese „Illusion“ beeinflusst auch den Trauerprozess – und dieser kann sehr unterschiedlich verlaufen: „Es gibt Menschen, die auch noch nach sehr langer Zeit, manchmal sind das Jahre, noch genauso oft und genauso intensiv von Trauer erfasst werden, wie kurz nach dem Tod der geliebten Person.“
Das tiefe Verständnis dieser neuronalen Prozesse hilft auch Bestatterinnen und Bestattern, die individuell unterschiedlichen Trauerprozesse der Angehörigen von Verstorbenen besser zu verstehen und den verschiedenen Formen einfühlsam zu begegnen.
Der Spektrum-Podcast kann hier angehört werden:
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